11.04.2016 Viel besser als sein Ruf
Teppichboden reduziert die Feinstaubkonzentration in Innenräumen Teppichboden ist ein echter Klassiker und versteht es trotzdem wie kein zweiter Bodenbelag, Trends mitzugestalten und der Einrichtung einen modernen Touch zu verleihen. Er ist extrem vielseitig, was Haptik, Farben und Formen betrifft – und überzeugt zudem, argumentiert Dr. Dipl.-Ing. Andreas Winkens vom Umwelt-Ingenieurbüro gui-lab, weil er sich positiv auf die Luftqualität in Innenräumen auswirkt. Feinstaub und Partikel bindet er und sorgt damit für deutlich bessere gesundheitliche Bedingungen, sogar für Allergiker.
Redaktion:
Dr. Winkens, immer mehr Menschen klagen über Allergien. Ist die Anzahl der Betroffenen in den letzten Jahren so stark angestiegen?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Ja. Heute leiden mehr als 30 Prozent der Bevölkerung an Allergien. 23 Prozent der Betroffenen haben eine Hausstaubmilbenallergie. Mehr als acht Prozent aller Kinder sind gegen typische Innenraum-Schimmelpilze sensibilisiert. Außerdem reagieren viele Menschen auf tierische Allergene. Zu den Symptomen zählen unter anderem trockene Schleimhäute und Hustenreiz, tränende Augen, andauerndes Niesen und schwere Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel Asthma.
Redaktion:
Von solch gesundheitlichen Beschwerden werden zunehmend auch Nicht-Allergiker geplagt. Woran liegt das?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Sie haben bestimmt schon von Feinstaub und Partikeln gehört? Besonders hohe Feinstaubbelastungen werden in Städten gemessen. Um deren Außenluft zu verbessern, hat die EU längst strenge Grenzen formuliert – das dient in erster Linie dazu, die menschliche Gesundheit nicht weiter zu gefährden. Denn selbst die World Health Organization bestätigt, dass die Lebenserwartung von Menschen, die häufig mit Feinstaub belastet werden, sinkt und die negativen gesundheitlichen Auswirkungen sehr vielschichtig sind.
Redaktion:
Welche Folgen kann eine zu hohe Feinstaubbelastung haben?
Dr. Winkens:
Feinstaub gelangt schnell bis tief in die Lunge und löst dort Entzündungsprozesse aus. Die Gefährdung wird dann dadurch weiter erhöht, dass bestimmte Feinstäube ein zusätzliches Risiko mit sich bringen: An Partikel gebunden, gelangen zum Beispiel Allergene, tief in die Lunge, Asbest verursacht Krebs und Kohlestaub führt zu Atemwegserkrankungen. Mit gutem Grund gelten daher schon seit Januar 2005 europaweit strenge Grenzwerte. In Deutschland beträgt der zulässige Tagesgrenzwert für die Feinstaubfraktion PM10 50 μg/m3; ihr erlaubter Jahresmittelwert 40 μg/m3. Auch für die kleineren Partikel PM2,5 gelten seit Anfang 2015 Vorgaben: Ein Jahresmittel von 25 μg/m3 darf nicht überschritten werden. Ab dem 1. Januar 2020 wird die Grenze sogar bei 20 μg/m3 liegen. Dass das Problem derart ernst genommen wird, verdeutlicht, wie schädlich Feinstaub ist.
Redaktion:
Also ist es ratsam, sich zwischendurch länger in Gebäuden aufzuhalten?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Nein. Grundsätzlich halten wir uns ja bereits fast 90 Prozent unserer Lebenszeit in Innenräumen auf. Aber selbst diese sind heute arg belastet: Rußpartikel von Zigaretten, Kaminfeuer, Kerzen sowie das Backen, Braten, Toasten und Kochen haben in geschlossenen Räumen negative Auswirkungen auf die Gesundheit. Das betrifft Schulen und Kindergärten, Büros, sonstige Versammlungsstätten und öffentliche Gebäude sowie beispielsweise Hotels und Privatwohnungen. Kurzum, alle Gebäude, die genutzt werden.
Redaktion:
Was kann man also tun? Welche Inneneinrichtung sollte man Ihrer Meinung nach wählen?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Es ist wichtig, dass Innenräume weder zu sehr mit Allergenen noch zu sehr mit Feinstaub belastet sind. Um dies sicherzustellen, lautet meine Empfehlung: Teppichboden!
Redaktion:
Diese These widerspricht der gängigen Meinung. Worauf basiert sie?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Teppichboden ist optimal dazu in der Lage, die Feinstaubbelastung der Luft in geschlossenen Räumen zu reduzieren. Wir haben in den letzten 15 Jahren viele Messungen durchgeführt, die verdeutlichen, dass die Luft von Innenräumen mit glatten Belägen stärker mit Feinstaub und Allergenen belastet ist als die Luft in Räumen mit Teppichböden. Für eine Studie haben wir standardisierte Prüfräume mit Parkett, Laminat und Fliesen – also Bodenbelägen, die gemeinhin häufig aus Hygiene-Gründen angeschafft werden – ausgelegt und darin jeweils die Feinstaubkonzentration gemessen. Zum Vergleich wurde die Belastung in einem mit Teppichboden ausgestattetem Raum herangezogen. Das Ergebnis ist eindeutig: Bei allen glatten Bodenbelägen haben wir eine weitaus höhere Menge an Feinstaub in der Luft ermittelt. In Relation zum Teppichboden war der Wert bei den glatten Bodenbelägen im Durchschnitt sogar doppelt so hoch!
Redaktion:
Wie erklären Sie dieses Ergebnis?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Teppichboden bindet Feinstaub. Er hat unendlich viele Fasern, die die winzigen Partikel, die aus der Luft herabsinken, festhalten und der Atemluft entziehen. Zusammen mit dem Feinstaub halten textile Beläge auch Pollen, Milbenkot und mehr, was Allergikern zu schaffen macht, am Boden fest. Ein kurzfloriger Teppichboden ist besonders effektiv: Hier sind starke mechanische Kräfte wie beim Staubsaugen nötig, um die Partikel wieder aus dem textilen Material zu lösen. Eben dies gelingt bei glatten Böden zu leicht – Feinstaub wirbelt schon durch Bewegung oder Luftzug auf.
Redaktion:
Bestimmt ist aber auch Teppichboden nur begrenzt aufnahmefähig. Was kann man noch tun, um ein wohngesunderes Ambiente zu schaffen?
Dr. Winkens:
Dr. Winkens: Ob Allergiker oder nicht, man sollte auch bei Teppichboden regelmäßig Staub saugen. Es reicht bei textilen Belägen jedoch schon aus, einmal in der Woche zu saugen. Um den gleichen Effekt bei glatten Fußböden zu erzielen, müssten diese mindestens alle zwei Tage feucht gewischt werden. Ideal eignet sich ein nach gültigen VDI-Richtlinien geprüfter Staubsauger mit HEPA-Filter, der über 99,9 Prozent des Feinstaubes festhält, ohne dabei Umgebungsstaub aufzuwirbeln oder über Leckagen wieder an die Luft im Raum abzugeben. Den Staubsaugerbeutel sollte man alle vier bis sechs Wochen wechseln.
Vielen Dank für das Gespräch.
Über TEPPICH & DU:
Die Initiative TEPPICH & DU zeigt alle Facetten von Teppichboden. Unter www.teppich-und-du.eu erklärt sie alle Herstellungsverfahren, informiert über die Einsatzmöglichkeiten des textilen Bodenbelags, inspiriert mit einer Bildergalerie und führt relevante Gütesiegel und Qualitätsmerkmale auf. Ihre Partner bieten eine Vielfalt an unterschiedlichen Produkten aus neuen und innovativen Fasern von super-soft bis glatt beziehungsweise flach gewebt an.
Bildunterschriften Bild 1
Ein textiler Bodenbelag bindet Feinstaub, Partikel und Allergene wie Pollen, Milbenkot und selbst Tierhaare und entzieht sie damit der Atemluft. (Foto: TEPPICH & DU)
Bild 2
Im Kindergarten wichtig: Ein textiler Bodenbelag hält Feinstaub und Allergene wie Pollen, Milbenkot und Tierhaare fest und entzieht sie damit der Atemluft. (Foto: TEPPICH & DU)
Bild 3
Rund acht Prozent aller Kinder sind gegen typische Innenraum-Schimmelpilze sensibilisiert. Viele Wohnungen sowie Kindergärten und Schulen sind jedoch stark belastet. Teppichboden ist dazu in der Lage, die Feinstaubkonzentration zu senken. (Foto: gui-lab)
Bild 4
Dr. Dipl.-Ing. Andreas Winkens untersucht seit 15 Jahren, inwiefern sich der Bodenbelag auf die Feinstaubbelastung in Innenräumen auswirkt. (Foto: gui-lab)
Bild 5
Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leiden heute an Allergien. Mit Teppichboden lässt sich typischen Symptomen aber überraschend gut vorbeugen. (Grafik: gui-lab)
Bild 6
Die Studien des gui-lab zeigen, dass die Feinstaubbelastung der Raumluft bei glatten Böden relativ hoch ist. (Grafik: gui-lab)
Bild 7
Die Feinstaubbelastung fällt bei Teppichboden deutlich geringer aus. Das belegt: Der textile Bodenbelag ist vorteilhaft für Allergiker. (Grafik: gui-lab)