04.04.2016 Wieder tief durchatmen
Teppichboden reduziert die Feinstaubkonzentration in Innenräumen Ob Parkett, Laminat, PVC, Fliesen oder ein textiler Bodenbelag: Hausstauballergikern fällt es nicht leicht, einen Bodenbelag auszuwählen, der ihre gesundheitlichen Beschwerden auf ein Minimum reduziert und zugleich ihre Anforderungen an Design und Pflegeleichtigkeit erfüllt. Warum sich gerade ein Teppichboden, dem hartnäckig der Ruf anhaftet, er sei ungünstig für die Betroffenen, als doch vorteilhaft erweist, erläutert Dr. Dipl.-Ing. Andreas Winkens vom Umwelt-Ingenieurbüro gui-lab.
Redaktion:
Dr. Winkens, immer mehr Menschen klagen über Allergien. Ist die Anzahl der Betroffenen in den letzten Jahren wirklich so stark angestiegen?
Dr. Winkens:
Ja. Heute leiden mehr als 30 Prozent der Bevölkerung an Allergien. 23 Prozent der Betroffenen haben eine Hausstaubmilbenallergie. Mehr als acht Prozent aller Kinder sind gegen typische Innenraum-Schimmelpilze sensibilisiert. Zudem reagieren viele Menschen auf tierische Allergene. Generell gibt es schier unendlich viele Auslöser – aber uns sind bislang nur etwa 20.000 bekannt. Zu den Symptomen zählen unter anderem trockene Schleimhäute und Hustenreiz, tränende Augen, andauerndes Niesen und schwere Atemwegserkrankungen wie zum Beispiel Asthma.
Redaktion:
Immer öfter hört man, dass auch Nicht-Allergiker von derart gesundheitlichen Beschwerden geplagt werden. Woran liegt das?
Dr. Winkens:
Sie haben bestimmt schon von Feinstaub und Partikeln gehört? Die WHO, also die World Health Organization, bestätigt, dass die Lebenserwartung von Menschen, die sehr häufig mit Feinstaub belastet sind, sinkt und die negativen gesundheitlichen Auswirkungen vielschichtig sind. Mit gutem Grund gelten daher schon seit Januar 2005 europaweit strenge Grenzwerte, etwa was den Feinstaub in der Außenluft in Städten betrifft.
Redaktion:
Außenluft? Also ist es ratsam, sich zwischendurch länger in Gebäuden aufzuhalten?
Dr. Winkens:
Grundsätzlich halten wir uns bereits jetzt fast 90 Prozent unserer Lebenszeit in den Innenräumen auf. Nur: Auch etliche Wohnungen sind stark belastet. Staub vom Toner des Druckers, Rußpartikel von Zigaretten, Feuer aus Kaminen und Holzöfen, Backen, Braten, Toasten, Kochen und selbst Kerzen haben in geschlossenen Räumen negative Auswirkungen. Feinstaub gelangt bis tief in die Lunge und löst dort Entzündungsprozesse aus. Noch weiter wird die Gefährdung dadurch erhöht, dass bestimmte Feinstäube ein zusätzliches Risiko mit sich bringen: Allergene gelangen zum Beispiel, an Partikel gebunden, tiefer in die Lunge, Asbest verursacht Krebs und Kohlestaub führt zu Atemwegserkrankungen.
Redaktion:
Wie kann ich denn mein Zuhause so einrichten, dass es meine Gesundheit nicht gefährdet?
Dr. Winkens:
Zu Hause wohnen wir, schlafen und regenerieren uns, deshalb ist es besonders wichtig, dass es weder zu sehr mit Allergenen noch zu sehr mit Feinstaub belastet ist. Meine Empfehlung lautet daher: Teppichboden!
Redaktion:
Diese These ist ungewöhnlich. Worauf basiert sie?
Dr. Winkens:
Gerade Teppichboden ist dazu in der Lage, die Feinstaubbelastung der Luft in Innenräumen in hohem Maße zu reduzieren. Wir haben in den letzten 15 Jahren Messungen durchgeführt, die klar belegen, dass die Luft von Innenräumen mit glatten Bodenbelägen stärker mit Feinstaub und Allergenen belastet ist als die in Innenräumen mit Teppichböden. Wir haben standardisierte Prüfräume mit Parkett, Laminat und Fliesen – also Bodenbelägen, die häufig aus Gründen der Hygiene angeschafft werden – ausgelegt und darin jeweils die Feinstaubkonzentration gemessen. Zum Vergleich haben wir die Belastung in einem Raum, der mit Teppichboden ausgestattet wurde, herangezogen. Das Ergebnis ist eindeutig: Bei allen glatten Bodenbelägen haben wir eine weitaus höhere Menge an Feinstaub in der Luft ermittelt. In Relation zum Teppichboden war der gemessene Wert bei den glatten Belägen im Durchschnitt sogar doppelt so hoch!
Redaktion:
Wie erklären Sie dieses Ergebnis?
Dr. Winkens:
Teppichboden hat unendlich viele Fasern, die die winzigen Feinstaubpartikel, die aus der Luft herabsinken, festhalten und damit der Atemluft entziehen. Ein kurzfloriger Teppichboden bindet Feinstaub besonders gut: Bei ihm sind starke mechanische Kräfte wie beim Staubsaugen nötig, um ihn wieder aus dem textilen Material zu lösen. Eben dies ist bei glatten Böden zu leicht – Feinstaub wirbelt schon durch Bewegung oder Luftzug auf. Textile Beläge halten dagegen auch Pollen, Milbenkot und vieles mehr, was Allergikern zu schaffen macht, am Boden fest und entziehen es damit der Atemluft.
Redaktion:
Bestimmt ist aber auch Teppichboden nur begrenzt aufnahmefähig. Was kann man noch tun, um ein wohngesunderes Ambiente zu schaffen?
Dr. Winkens:
Man sollte auch bei Teppichboden regelmäßig den Staubsauger schwingen. Es reicht bei textilen Belägen jedoch aus, einmal in der Woche zu saugen: Um einen gleichen Effekt bei glatten Fußböden zu erzielen, müssten diese mindestens alle zwei Tage feucht gewischt werden. Optimal eignet sich übrigens ein nach gültigen VDI-Richtlinien geprüfter Staubsauger mit einem speziellen HEPA-Filter, der über 99,9 Prozent Feinstaub im System festhält, ohne Umgebungsstaub aufzuwirbeln oder wieder an die Luft abzugeben. Seinen Staubsaugerbeutel sollte man alle vier bis sechs Wochen wechseln.
Vielen Dank für das Gespräch.
Über TEPPICH & DU:
Die Initiative TEPPICH & DU zeigt alle Facetten von Teppichboden. Unter www.teppich-und-du.eu erklärt sie alle Herstellungsverfahren, informiert über die Einsatzmöglichkeiten des textilen Bodenbelags, inspiriert mit einer Bildergalerie und führt relevante Gütesiegel und Qualitätsmerkmale auf. Ihre Partner bieten eine Vielfalt an unterschiedlichen Produkten aus neuen und innovativen Fasern von super-soft bis glatt beziehungsweise flach gewebt an.
Bildunterschriften Bild 1
Ein textiler Belag hält Feinstaub und Allergene wie Pollen, Milbenkot und selbst Tierhaare fest und entzieht sie damit der Atemluft. (Foto: TEPPICH & DU)
Bild 2
Zu Hause ist eine gute Atemluft wichtig, etwa für die Konzentration. Teppichboden reduziert die Feinstaubbelastung in hohem Maße. (Foto: TEPPICH & DU)
Bild 3
Rund acht Prozent aller Kinder sind gegen typische Innenraum-Schimmelpilze sensibilisiert. Viele Wohnungen sowie Kindergärten und Schulen sind jedoch stark belastet. Teppichboden ist dazu in der Lage, die Feinstaubkonzentration zu senken. (Foto: gui-lab)
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Dr. Dipl.-Ing. Andreas Winkens untersucht seit 15 Jahren, inwiefern sich der Bodenbelag auf die Feinstaubbelastung in Innenräumen auswirkt. (Foto: gui-lab)
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Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leiden heute an Allergien. Mit Teppichboden lässt sich typischen Symptomen aber überraschend gut vorbeugen. (Grafik: gui-lab)
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Die Studien des gui-lab zeigen, dass die Feinstaubbelastung der Raumluft bei glatten Böden relativ hoch ist. (Grafik: gui-lab)
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Die Feinstaubbelastung fällt bei Teppichboden deutlich geringer aus. Das belegt: Der textile Bodenbelag ist vorteilhaft für Allergiker. (Grafik: gui-lab)